Hmm, der ist aber im Barrique gereift!

19. April 2020

Ach ja?! Woran erkennt man das?
Das Barrique ist ein Fass aus Eichenholz mit einem Fassungsvermögen von in der Regel 225 Litern. Wein, der in einem solchen Holzfass ausgebaut wird, erhält ein komplexes, besonderes Aroma. Dies liegt an bestimmten Geschmacksnoten im Eichenholz und an der leicht porösen Struktur des Materials. Dadurch kommt es zu einem stetigen, leichten Sauerstoffaustausch, der den Geschmack des Weins weiter verfeinert. Barriques werden überdies bei der Herstellung getoastet, das heißt eingebrannt oder geflämmt, wodurch das Weinaroma zusätzlich beeinflusst wird. Während Weißweine im Holzfass lediglich reifen, finden beim Rotwein oftmals auch die Gärung und die malolaktische Gärung (biologischer Säureabbau) im Barriquefass statt. Hierfür werden aber selten neue Fässer verwendet, weil der Geschmack zu intensiv wird.
Im Fachjargon wird „im Barrique ausgebaut“ oder „im Barrique gereift“ dazu gesagt. Bemerkbar macht sich das Holz im Geruch und Geschmack des Weins: zarte Vanilletöne, Kokosnoten bis hin zu Tabak oder rauchigen Tönen, den Röstaromen. Je nachdem, welche Eichenholzart verwendet wird, ob das Holz gespalten oder gesägt wird oder welche Toastung für das Fass vorgesehen ist, all das ist für die Aromatik des Weins wichtig. Entscheidend ist, ob der Wein in ein neues Barrique gefüllt wird (Erstbelegung) oder ob das Fass bereits in der Zweit- oder Drittbelegung ist. Hier gibt das Fass weniger Holzgeschmack an den Wein ab. Es kommt auch darauf an, wie groß das Holzfass ist. Je kleiner das Fass, desto mehr Holzkontakt hat der Wein und desto größer ist der Einfluss des Holzes auf den Wein.
Es gibt auch Weine, die nicht in Barriques ausgebaut wurden, aber trotzdem über ein Holzaroma verfügen. Die Geschmacksnote kann auch durch die Zugabe von Holzchips aus Eichenspänen bei der Reifung oder künstliche Aromen erreicht werden. In der EU ist der Einsatz künstlicher Holzaromen im Wein untersagt, dennoch dürfen diese Weine gehandelt werden.
Bevorzugt der Winzer einen fruchtbetonten Weinstil, dann wird er sich nicht für den Ausbau im Barrique entscheiden. Nur konzentrierte, körperreiche Weine mit einer gewissen Komplexität, genügend Säure und einem Tanningerüst halten dem Holzeinfluss stand. Weine, die zu schwach oder zu fruchtig sind, werden von den Barrique-Einflüssen dominiert.

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